Fach Deutsch ( Disciplina germană)

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Das Konzert in der Philharmonie fand am Donnerstag, den 10. November statt, weil am Freitag die Stadt bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes in die Show einbezogen wurde. Es war Beethovens 9. Symphonie – das Meisterwerk der symphonischen Komposition aller Zeiten. Teil IV ist durch die Hymne des Ruhmes An die Freude – Ode an die Freude – die zur Hymne Europas, nach
Jahrhunderten, gewählt wurde, bekannt.
Die Proben für das Konzert vom Donnerstag haben am Samstag begonnen und sie waren täglich, sogar zweimal am Tag, eine große Qual, weil so etwas selten passiert. Es gab Ärger, aber sie erinnerten sich daran, dass vor Jahren, als Professor Konrad von Abel zu dirigieren kam, dauerten die Proben für das gleiche turbulente Werk zwei Wochen und beim Konzert hatte das Publikum die Möglichkeit, eine erstaunliche Interpretation zu hören, wie sie in Craiova nicht gehört worden war.

Also Geduld und Aufmerksamkeit, denn der Deutsche weiß, was er erreichen will. Aber der Dirigent war ein 18-Jähriger, gebrechlich, aber von erstaunlicher Kraft, und es ist schwer, wenn ein Kind einen anschaut und sagt: “Es ist nicht gut”, obwohl man ein Leben lang gesungen hat und nach 30 Jahren Beruf kann man herausfinden, dass es anders interpretiert werden kann. Im Gegensatz zu uns ist er der Nachkomme Beethovens, er fühlt sein Gefühl und bittet Sie, ihm zu folgen und durch den Klang die Schwingung der Seele des Autors zu spielen, die sehr schwierig, aber erhaben ist,
wenn Sie Erfolg haben. Und so gelang es ihm mit Takt und Professionalität, eine Masse von hundert Menschen – das Orchester plus den Chor – in einen homogenen Sauerteig zu verwandeln, der auf höchstem Niveau vibrierte, wie diese Interpreten schon lange nicht mehr gelebt hatten. Am Ende waren sie glücklich und stolz auf den vollen Erfolg.

Maximilian ist atemberaubend, fantastisch! Er heißt Maximilian Haberstock – Pianist, Komponist und Dirigent – und ist ein Genie. Nach dem Konzert, als ich seinen beruflichen Werdegang las, habe ich verstanden, dass er ein Pianist ist, der im Alter von 6 Jahren debütierte, dass er in den letzten Jahren unter den Top 10 der jungen Dirigenten der Welt ist, dass er für die beste symphonische Komposition eines jungen Mannes ausgezeichnet wurde, dass er im Alter von 13 Jahren vom deutschen Bundespräsidenten eingeladen wurde, um bei einem Galakonzert aufzutreten, dass er seit seinem 16. Lebensjahr studiert und parallel an zwei Universitäten in verschiedenen Städten drei Spezialisierungen studiert: Klavier, Komposition und Dirigieren. Er hat sein eigenes Kammerorchester, er hat einen Preis für die beste öffentliche Rede erhalten, er organisiert Konzerte, um Geld zu sammeln, so dass er arme Kinder unterstützen kann, um die Schule besuchen zu können. Der berühmte Valery Gergiev hat ihn eingeladen, mit ihm zu arbeiten. Genau das, was ich ihm am Ende des Konzerts gewünscht habe: “Maximilian, in den nächsten 10 Jahren musst du der Beste der Welt werden!” Mit Bescheidenheit sah er mich mit großen, strahlenden freudigen Augen an und sagte: “Ich hoffe es! Es ist sehr schwer, aber ich werde alles Mögliche tun, um dorthin zu kommen!”
Und jetzt etwas über das, was wir an dem Abend des Konzertes gehört und gesehen haben.
    Zunächst arbeitete er nach einem festen Zeitplan und er hat das Orchester und den Chor zu einem großen Erfolg gebracht. Ein Kind hat diese fremde Erwachsenen, mit denen er gearbeitete hat, in seiner Hand zu lebenden Instrumenten gemacht. Dafür hat er einen schriftlichen Plan über Arbeitstage und Stunden und Noten mit Kommentaren der Manuskriptinterpretation für jede einzelne Person entworfen. Beispiellos! Zweitens hat er eine vollständig deutsche Auslegung mitgebracht, die wir nicht gewohnt waren. Von Anfang an war die Bühne voll, das Orchester und der Chor traten vom ersten Moment an ein und gaben das Bild von Festigkeit, von einem Mauer von Menschen, von Macht und Entschlossenheit, von Kraft, die vor einem sitzt, würdevoll und zuversichtlich, um das Werk des einzigartigen Ludwig van Beethoven zum Leben zu bringen. Ich
wußte, daß drei Orchester und drei Chöre bei der vom Bonner Titanen selbst konzipierten Uraufführung in der Öffentlichkeit mitgebracht wurden, die einen Monat lang das große Spektakel geprobt hat, das ihresgleichen suchte und das deutsche Volk in Ekstase gebracht hat. Jetzt sagte ich mir: Das war’s! So macht er es und er weiß, was er will, von zu Hause aus.

Dann zeigte der junge Maximilian als er auf dem Podium kam, tadellos und nach außen dirigierend, ohne dass der General nicht einmal auf dem Schreibtisch saß. Ein totaler Trotz. Oder: “Schau, wer ich bin!” Hinter ihm liegt eine enorme Arbeit, Dutzende Male wurde die gleiche Phrase mit Nuancen für jedes Instrument in der Partitur wiederaufgenommen, bis alles perfekt wurde und bis er am Tag vor dem Konzert hier angekommen ist. Dann, nachdem jeder Teil vorbei war, schloss er die Partitur, lächelte und sagte freudig: “Jetzt alles vollendet”. Alle sahen ihn verwundert an, liebevoll
und mit Respekt, als sie gesehen haben, was sie nach so viel Mühe erreicht haben. Er hatte den Zauberstab des Weges zur Perfektion. Dann haben sie alles verstanden und haben sogar festgestellt, dass er jeden Tag tadellos gekleidet war, mit einem weißen Hemd, Anzug, Krawatte, Lederschuhen frisch aus dem Schachtel und an den Manschetten hatte er goldene Knöpfe, wie die Nadel von der Krawatte. Tatsächlich ist er ein “Prinz”, er weiß, was Wert bedeutet und respektiert dies, ohne Kompromisse zu machen. So ist er hier angekommen, wo er ist. Ich habe den zerbrechlichen Anfang beobachtet, der aus der Tiefe wie ein Dampf, wie ein Traum, kam und man fragt sich, ob es die ersten Momente der Inkarnation des Lebens sind, die Mitte der
Natur oder das Leben der Menschen, zu denen du gehörst? Ich habe verschiedene Interpretationen beobachtet und bemerkt, dass nur die Deutschen diese Schule haben, schüchtern, aus dem Nichts, die dann wächst, alles umfasst, dominiert und dich zum Triumph zu führen. Etwas Erstaunliches ist auf der Bühne geschehen: Durch die gewünschte Aufführung hatte er die Musiker mit der Melodie und ihrem Geist umhüllt. So wurde eine gewaltige Energie entfesselt, die den Raum durchquerte und der Musik volle Kraft verliehen hat. Es war nicht nur Klang, es war Seele und Gedanke, Leben
verkörpert aus Musik. Maximilian versteht den Klangzauber, mit dem der Komponist die gesamte Geschichte der Menschheit und seiner Nation erfasst hat. Darüber hinaus hat er die Kraft, das Orchester dazu zu bringen, diese Erfahrung spielen zu lassen, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Vor Jahren fragte ich mich, nach der Pause als Misha Katz Schostakowitschs dirigiert hat, ob irgendwie ein anderes Orchester auf der Bühne war. Doch jetzt ist der “Zauberer” erst 18 Jahre alt!
Der erste Teil ließ mich an meine guten Freunde Beethoven und Wagner denken. Ich hatte den Letzteren im Kopf, dessen Musik mir oft folgt, und ich hatte ein schreckliches Bild vor mir: Bei Wagner erhebt sich der Mann vom Boden, besser gesagt baut er sich aus dem zerkleinerten Lehm wieder auf, und wenn er aufsteigt, wird er stärker und stärker, apotheotisch, allmächtig, beherrscht alles triumphierend, und dann schaut er stark auf den Schöpfer, stolz auf seine Leistung. Bei Beethoven ist der Mensch nie auf dem Boden, er ist immer auf den Beinen, auch wenn er etabliert ist, aber er ist voll und würdevoll, mit allen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Gefühlen
und Sehnsüchten. Mensch und Natur geben den Dingen Form, geben dem Leben einen Sinn und gehen zur Herrlichkeit. Der Mensch hat Seele, Freuden und Kraft, er hat Ziele und vor allem hat er die Kraft, sich selbst zu vervollkommnen und das Gute zu verkörpern. Wir waren gefangen, getragen von der Kraft der Musik, bemerkten die manchmal dessen besonderen Bedeutung, die Maximilian gibt, denn er gibt der Musik Seele, Sanftheit, das Gute und das Licht in einigen Passagen wieder, wo Dirigenten nur Kraft, Tumulte sehen. Das heißt, Maximilian schenkt uns auch Beethoven mit der Seele eines Kindes, die er einmal hatte, bevor er zum Titanen der klassischen Musik wurde. Die Musik läuft durch ihn und vermittelt sie uns so, wie er sie jetzt fühlt. In 20 Jahren wird er anders dirigieren. Im dritten Teil, der als komplexester langsamer Teil der gesamten Musikliteratur gilt, haben wir gegen Ende Zwillingsakkorde mit Preussens Gloria bemerkt, die den deutschen Raum, den Geist und die Geschichte der Menschen unabhängig von der Epoche definieren. Aber so wie An die Freude uns vor mehr als einem halben Jahrhundert geschenkt wurde, sieht man, dass die Größe des preußischen Hymnus sogar von Beethovens Akkorden kommt, ausgesprochen wie ein Blitz, ein Traum vom ewigen Leben. Jetzt sind sie alle miteinander verbunden, menschlich und geistig. Wir haben ein vollständiges Bild von der Menschheit und von einem ihrer Völker, denn obwohl die von Beethoven geschriebene Musik eine universelle Kameradschaft hat, gibt sie auch die ganze Geschichte und den Geist des deutschen Volkes wieder, der Universalismus verleiht ihr Beständigkeit. Und weil das so ist, sitzt Maximilian
wohlauf, “auf den Füßen aus den Trümmern”, wie der Rumäne sagt, und mit mehr Zuversicht und Freude führt er seine “Armee” zum Sieg.
  Ja, Beethoven, ein Geist der Menschlichkeit, hat eine unsterbliche Musik geschrieben, die verschiedene Interpretationen erhalten kann. Ich dachte darüber nach, warum er näher an Schiller war, und ich meine, dass seine Texte am besten geeignet waren, sich der Musik anzuschließen, ohne
ihre Bedeutung zu verändern. Er hat immer versucht, ein perfektes Gleichgewicht und Perfektion durch Gleichgewicht in Allem, was er geschaffen hat, zu erreichen, daher bleibt es, unabhängig vom Titel, der dem Werk gegeben wird, universell durch seinen Geist, als Eroica. Was für eine Ära!
Sie waren Zeitgenossen: Beethoven, Schiller, Heine, Hegel, Feuerbach, Savigny, und der Held, der die Welt baute, war Napoleon Bonaparte. Wie sollte man die großen Männer der Kultur nicht mögen, als er den Staat und das Recht, die Armee und die Verwaltung, die Wirtschaft und das Bildungswesen organisierte, eine neue Gesellschaft von Grund durch Macht und Kultur, mit der Ordnung und Strenge ihrer Gesellschaft aufgebaut hat. Daher die Universalität, die Beständigkeit. Als Rumäne ist es unmöglich, dass man sich in der kurzen Pause zwischen den Teilen nicht an die Interpretation des Nationalorchesters unter der Leitung vom Meister Iosif Conta erinnert. Nur der
Zauber, der jetzt auf der Bühne entsteht, bringt Einen zurück in die Realität, getragen von der Energie der Musik, die einem den Tumult der Existenz bringt, einen Ansturm von Ideen und Bildern, von Gefühlen und Gedanken über alles, was war und kommen wird. Wenn der Komponist in den Teilen I, II und III Themen einführt und sie in der Beziehung zwischen ihnen entwickelt, wird er im letzten Teil das dominante, turbulente Thema entwickeln, das die Kraft der menschlichen
Existenz und die Schönheit der Vollkommenheit verkörpert. Man empfindet eine erhabene Beziehung zwischen Schöpfung und Menschlichkeit, die man sowohl als Leben selbst als auch als Sehnsucht nach dem Absoluten spürt, das die Freude am Dasein schenkt. Robert Schumann, Pianist und Komponist von großer Sensibilität, angesehener Historiker und Musikkritiker, hat uns das tiefste Werk über das Leben und Werk Beethovens hinterlassen, von dem er sagte, dass er nie ein Genie sein wollte, es war er selbst, aber an sich war er ein Genie, unvergleichbar. Was für eine Lektion! Sei Immer du selbst, mit allem, was du verstehst, das du bist und sein kannst und so werden deine Mitmenschen deinen Wert zu schätzen wissen. Sicherlich lässt sich auch Maximilian
Haberstock im Leben von diesem Gebot leiten.
In Teil IV habe ich den Philharmonischen Chor super fit gehört, glücklich mit der Aufführung. Sie waren begeistert, dass sie mit diesem Dirigenten und seinen Lehrer zusammengearbeitet haben, dass sie sich der Herausforderung gestellt haben, dass, wenn man viel von denen verlangt wird und denen erklärt, wie man dorthin kommt, wird man natürlich einen anderen Wert haben und wenn man das Ergebnis sieht, genießt man den Erfolg enorm. Die Stimmen der gut ausgewählten Solisten haben den wiederholenden Dialog der Freude unterstützt. Diese Hymne der Herrlichkeit – An die
Freude – Ode an die Freude – ist im klassischen deutschen Geist geschrieben, die einzige Sprache, wo das “Land” keine “Mutter” ist, wie in allen lateinischen und nicht-lateinischen Sprachen, sondern ein “Vater” – Vaterland. Deswegen ist die Hauptstimme des Baritons, der das ganze Register leitet, den Dialog, die Ideen einleitet und den Schluss erzählt. Klar: Vaterland!
Am Ende haben ich Wunderbar gerufen und es war wirklich wunderbar! Eine Show, eine Lektion fürs Leben, ein Beispiel für Kunst und Professionalität, für eine echte Kunst, gegeben vom jungen Maximilian, der die Philharmonie “Oltenia” von Craiova auf die Höhe der musikalischen Interpretation gebracht hat und denjenigen aus der Bühne die Befriedigung des Triumphs und denen im Saal ein außergewöhnliches Geschenk gemacht hat! Ich war froh, dass ich im Publikum auch Studierenden gesehen habe, auch im letzten Studienjahr der Rechtswissenschaften, weil sie Vorbilder, gelebte Werte als Maßstab brauchen, wenn sie etwas im Leben erreichen möchten. Lasst uns die Ode an die Freude erheben, dass es Hoffnung zum Besseren gibt und es Menschen gibt, die sie verkörpern! Vivat! Crescat! Floreat!

Text: Prof.univ.dr. Bianca Maria Carmen PREDESCU
Übersetzung vom Rumänischen ins Deutsche: Dr. iur. D. Lavinia Sammel, LL.M.